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Aufgaben

 

1. Verständigung und Versöhnung,

der zentrale Aufgabenbereich der Vertriebenenseelsorge von Anfang an, hat auch heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt, egal ob man nach Polen blickt oder in die Slowakei. Die Vertriebenenseelsorge hat hier von Anfang an eine Brückenfunktion eingenommen für einen ehrlichen Dialog.

In der Gegenwart kann dies geschehen, indem das Bedürfnis nach Erzählen, Austausch, Suchen von Spuren hüben und drüben aufgegriffen und hingeführt wird zu einem "wechselseitigen Erinnern", so dass im gemeinsamen Haus Europa eine weniger konfliktträchtige, eine "verarbeitete", versöhnte Erinnerung wachsen kann. Versöhnung muss auf politischer wie individueller Ebene wachsen.

Deutsche und ihre Nachbarn im Osten und Südosten haben sich in der Vergangenheit gegenseitig viele Wunden geschlagen. Aber sie sind und bleiben Nachbarn in der Mitte Europas und stehen vor der Aufgabe, eine neue lebendige Nachbarschaft aufzubauen. Das geht besonders die Christen der beteiligten Völker an. Ihnen ist aufgegeben, die Trümmer der Vergangenheit durch Verständigung und Versöhnung aus dem Wege zu räumen.

Versöhnung, Flüchtlingsproblematik, Leben aus dem Glauben in einem vereinten Europa und Biographiearbeit sind dabei Themen, die immer wieder brandaktuell sind.

 

2. Integration als dauernde Aufgabe – individuell und gesellschaftlich, gerade im Blick auf die Folgegenerationen.

Es gilt Vertreibungserfahrungen in die eigene und in Familienbiographien zu integrieren, Schweigen, das oft über Generationen gedauert und sich zwischen Generationen gelegt hatte, aufzubrechen. Und es gilt die Schwierigkeiten in der Integration, im Finden einer neuen Heimat zu benennen. Wichtig ist nicht nur die ökonomisch bestimmte Integration positiv zu würdigen, sondern auch die Ebene der Mentalität, der Gefühle etc. stärker einzubeziehen und die vielfältigen Hürden im Ankommen und deren Konsequenzen zu reflektieren.

 

3. Kooperationen intensivieren

Kooperationen intensivieren und ausbauen steht für den Hilfsbund der karpatendeutschen Katholiken im Vordergrund – mit der Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen, der karpatendeutschen Landsmannschaft, mit den Landesverbänden, dem Hilfskomitee der evangelisch-lutherischen Kirche Slowakei, dem karpatendeutschen Kulturwerk und den Ortsgemeinschaften, damit gemeinsame Bundestreffen, Kulturtage, Austauschgespräche, gegenseitige Unterstützung, Publikationen, Ausstellungen usw. auch künftig die Gemeinschaft der Karpatendeutschen fördern. Auch die Kontakte in die alte Heimat und die Partnerschaft mit dem Maximilian-Hell-Verein in der Slowakei sollen weiter gepflegt und ausgebaut werden.

 

4. Entwicklung von Foren und Formen für die Erinnerung

Erinnerungen müssen sich äußern können, sei es im Wort, sei es im Bild; dieses Äußern befreit, da werden Geschichten geschrieben, die ein ganzes Leben verändert haben. "Ich schreibe Ihnen, dass ich lebe, wieder lebe – denn ich war lange Zeit tot", so ein Teilnehmer einer Geschichtswerkstatt.

Für solche Begegnung, für solchen Austausch, für solche Verständigung müssen wir Foren und Formen finden, die anregen, begleiten, Impulse geben – etwa nach dem Modell von "Geschichtswerkstätten" oder gemeinsamen Erinnerungsorten.

Man könnte traditionelle Formen der Seelsorge weiter entwickeln: In der Vertriebenenseelsorge waren Wallfahrten Situationen gewesen, in denen die Betroffenen ihre Erfahrungen und Hoffnungen artikulieren, besprechen und klären konnten, sozial und theologisch – ein solches Forum müsste auf die heutige Bedarfslage adaptiert werden.

Hier scheint es wertvoll, die von Horst Köhler angesprochenen Erzählungen zu provozieren und zu dokumentieren. Analog zu den in den 50er Jahren gesammelten und dokumentierten Vertreibungserfahrungen könnten die Ankommenserfahrungen gesammelt werden – aus der Perspektive der Ankommenden wie der Aufnehmenden.

Dazu sollten auch die spezifischen Erfahrungen und Erinnerungen der folgenden Generation(en) artikuliert werden können.

Daraus könnten gemeinsame Erinnerungsorte, gemeinsame Vorbilder erwachsen, man könnte bilateral die Erfahrungen der Gläubigen unter den Bedingungen totalitärer Herrschaft besprechen und reflektieren – auch am Thema Widerstand oder NS-Kirchenpolitik.

Gemeinsam können Jubiläen und Gedenkfeiern vorbereitet werden...
Das können einzelne, voneinander unabhängige Organisationen allein nicht leisten, dafür braucht es Brückenbauer, Koordinatoren, Moderatoren, Inspiratoren.

 

5. Die europäische Dimension der gemeinsamen Kulturarbeit

"Das Interesse an der Kultur und Geschichte der Deutschen des östlichen Europa hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dieses Interesse gilt es zu stärken. Die Befassung mit den Hintergründen von Verfolgung und Vertreibung im letzten Jahrhundert in Europa ermöglicht eine Versöhnung mit der Vergangenheit. Darüber auch mit unseren osteuropäischen Nachbarn ins Gespräch zu kommen, dient dem Aufbau einer gemeinsamen friedlichen Zukunft.

Darüber hinaus können Erfahrungen aus der Vergangenheit bei der Bewältigung neuer Herausforderungen, wie zum Beispiel der aktuellen Flüchtlingssituation, hilfreich sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Vertriebenen und Flüchtlinge sowie die später aufgenommenen (Spät-) Aussiedler mit großem Engagement integriert. Dieser Erfolg kann – bei aller Unterschiedlichkeit der damaligen und heutigen Situation – die Zuversicht stärken, auch für die neuen Aufgaben eine gute Antwort zu finden." (Alte Spuren – neue Wege)

Die Fragerichtung ist damit eine zweischichtige – die nach dem "Erbe" der Vertriebenen und dessen Wirkungen in den Integrationsprozessen einerseits und die nach den abgebrochenen und neu aufgenommenen Traditionen in den Herkunftsregionen der Vertriebenen. Gibt es also trotz des Wechsels der Bevölkerung ein Hauerländer oder anderes Regionalbewusstsein, ein Anknüpfen der neuen Bevölkerung an alte Traditionen und Selbstverständnisse? Das ist gerade bei der jüngeren Generation in deutlich zunehmendem Maß wahrzunehmen – und zwar in allen Herkunftsregionen der deutschen Nachkriegsvertriebenen und der Spätaussiedler.

 

 

Einige Aufgabenfelder in Schwerpunkten

 

Transgenerational: Gesprächs- und Begegnungsmöglichkeiten für die Vertriebenen und ihre Kinder und Enkel

  • Angebote zum Austausch und zur Verarbeitung der Wirkungen der Vertreibung in die zweite und dritte Generation
  • Kooperation mit der Erwachsenenbildung
  • Kooperation mit einem Künstler/Künstlerin zur Aufarbeitung des Themas in verschiedenen Generationen

 

Gespräch und Begegnung mit SpätaussiedlerInnen

 

International: Austausch mit SchülerInnen und StudentInnen im Osten Europas, ein Ort zur Beschäftigung mit der gemeinsamen Geschichte im Osten und Südosten

  • Kooperation mit Schulen/Schüleraustausch zum Aufbau von Länder übergreifenden Projekten
  • in längerer Perspektive: Aufbau eines Schulprojektes: Wurzeln meiner Familie im Osten
  • Studierendenaustausch
  • Anregung und Betreuung wissenschaftlicher Forschungsarbeiten