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Der erste Schritt zur Sicherung und zur Erschließung der historischen Kirchenbibliothek in Levoca/Leutschau ist getan

(Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.)

Die Bibliothek der Evangelischen Kirchengemeinde im ostslowakischen Levoca/Leutschau ist ein Schatz, der noch gehoben werden muss.
Leutschau war über Jahrhunderte hinweg die Hauptstadt der Zipser Sachsen und ein wichtiger Handelsplatz im Königreich Ungarn.

 


Leutschauer Marktplatz mit Rathaus

 

Die Zipser Sachsen, die im 12. und 13. Jahrhundert am Fuße der Hohen Tatra angesiedelt wurden, übernahmen nur wenige Jahre nach der Reformation die Lehren Martin Luthers. Somit reichen auch die Anfänge der Bibliothek bis in diese Zeit der Reformation zurück und sind eng mit der Entstehung der evangelischen Kirchengemeinde Leutschau und ihrer Schule im Jahre 1544 verbunden. Lehrer dieser Schule, wohlhabende Leutschauer Bürger und ehemalige Wittenberger Studenten legten schon im 16. Jahrhundert durch Schenkungen und Nachlässe einen stattlichen Grundstock für diese Bibliothek. Einige Bücher aus dieser Zeit enthalten Widmungen bekannter Wittenberger Professoren, darunter auch eine von Philipp Melanchthon.

 


Buchtitel mit Porträts von Martin Luther und Philipp Melanchthon

 

Die Leutschauer Bibliothek umfasst nahezu 20.000 bibliografische Einheiten, vor allem aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Ein Drittel davon ist deutschsprachig und gut die Hälfte, wie damals üblich, lateinisch. Im Bestand befinden sich aber auch sehr seltene ältere slowakische und ungarische Literaturausgaben sowie deutschsprachige Drucke wissenschaftlicher Literatur aus dem gesamten vormaligen ungarländischen Raum, die in deutschen und österreichischen Bibliotheken nicht zu finden sind. Die Bestände sind ein einmaliges Denkmal der deutschsprachigen Hochkultur in der Zips und ihrer Wechselwirkungen mit Ungarn und der Slowakei. Zunächst war sie als Schulbibliothek in den Räumen des deutschen Evangelischen Lyzeums untergebracht, wurde aber im Laufe der Madjarisierung des Schulwesens im 19. Jahrhundert auf die Empore der 1825 errichteten Evangelischen Kirche verlegt, wo sie sich bis heute befindet.

 


Die evangelische Kirche in Leutschau

 


Die historische Bibliothek auf der Empore der evangelischen Kirche

 

Ein Großteil der Bestände wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Leutschauer Pfarrer in einen Zettelkatalog aufgenommen. In den letzten Jahren wurden Teile davon in Excel-Dateien übertragen. Doch diese genügen längst nicht mehr modernen wissenschaftlichen Arbeitsmethoden. Um diesen Bestand elektronisch zu erschließen und der internationalen Forschung digital zugänglich zu machen, reichen die finanziellen Mittel der rund 200 Mitglieder zählenden evangelischen Kirchengemeinde nicht aus. Dank der großzügigen Unterstützung durch den BKM (Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien) und der fachlichen Beratung durch die Martin-Opitz-Bibliothek und das Karpatendeutsche Kulturwerk Slowakei e. V. konnte ein Bibliothekar verpflichtet werden, der als erste Erschließungs- und Sicherungsmaßnahme eine vereinfachte digitale Titelerfassung durchführte. Diese Erfassung wurde inzwischen abgeschlossen und der digitalisierte Katalog des Buchbestandes (im Excel-Format) kann über die Webseite der Kirchengemeinde Levoca (www.ecavle.sk > HISTORICKA KNIZNICA) an den Bildschirm geholt werden. Um den kompletten Katalog anschauen zu können, ist eine Registrierung notwendig. Mit der parallel erstellten Bibliotheksdatenbank (BACH) kann vor Ort geforscht werden.