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Bundestreffen 2003

 

28. Karpatendeutsches Bundestreffen

am 30. und 31. Mai 2003

Karlsruhe 2003 - ein historisches Bundestreffen

 

Als ein wahrhaft historisches Bundestreffen hat der Staatssekretär Heribert Rech, MdL, das Bundestreffen der Karpatendeutschen bezeichnet. Es ist das letzte Mal vor dem Eintritt der Slowakei in die EU. Die Grenzen fallen und heute bereitet sich die Jugend der Slowakischen Republik vor, den Schritt in das vereinte Europa zu wagen.
Der Bundesvorsitzende hat schon in seiner Begrüßungsansprache seiner Freude Ausdruck verliehen, dass die alte Heimat Slowakei nun wieder nach Europa zurückkehrt. Dieses Gebiet war schon immer - über 1.000 Jahre - ein Teil Mitteleuropas.
Ganz auf die Zukunft ausgerichtet waren die Grußworte von Oberbürgermeister Heinz Fenrich, von der Präsidentin des BdV, Frau Erika Steinbach und vom neuen Landesvoristzenden des KDV in der Slowakei, Herrn Dr. Ondrej Pöss.

 

Tag des Karpatendeutschen Kulturwerkes am 30. Mai 2003

Der erste Tag des Bundestreffens fand in der Karlsburg in Durlach statt und wurde im Wesentlichen vom Kulturwerk gestaltet. Um 14 Uhr begann die Präsentation des neu in deutscher Sprache herausgebrachten Buches "Wunder der Slowakei" von Ernst Hochberger und Karol Kállay im Festsaal der Karlsburg. Der Vorsitzende Herr Dr. Meier begrüßte neben vielen Landsleuten besonders die Vertreter des Verlages Ikar aus Preßburg/Bratislava (zur Bertelsmann-Gruppe gehörend), der das wunderschöne Buch herausgebracht hatte. Die Laudatio auf die Autoren des Buches hielt Frau Dr. Ursula Macht aus Berlin. Sie hob den Verfasser des Textes, den langjährigen Vorsitzenden des Karpatendeutschen Kulturwerkes, Herrn Ernst Hochberger, hervor, der mit großer Hingabe und immensem Detailwissen die Landschaften, Gebäude und Kunstwerke der Slowakei geschildert hat. Dazu kamen die Bilder des renommierten Fotografen Karol Kállay, der inzwischen in der ganzen Welt, früher als Mode- und Pressefotograf, aber vor allem als Schöpfer stimmungsvoller Landschaftsbilder bekannt ist. In einem anschließenden Podiumsgespräch erfuhren wir, dass sich die beiden Autoren schon in ihrer Jugend in Rosenberg kennen gelernt hatten. Außerdem haben sie schon zwei Bücher gemeinsam herausgebracht. Es ist bemerkenswert, dass Herr Kállay auf der Suche nach einem guten Textautor dem Verlag Herrn Hochberger als "den besten Kenner" der Schönheiten der Slowakei empfahl. Die Buchvorstellung wurde auf eine wunderbare Weise umrahmt, von einem aus Preßburg mitgekommenen Interpreten slowakischer Folklore, Herrn Lubomir Páricka, der auf alten Holzinstrumenten, der Fujava und anderen Flöten, einer Maultrommel und einem slowakischen Dudelsack aus Ziegenfell, ganz eigene Melodien hervorzauberte. Außerdem spielte auf dem Flügel auch Frau Cajetana Pulisova.
Um 16 Uhr begann die Eröffnung der Ausstellung "Grafiken und Bilder von Karl Stefan Kiraly", zu der neben dem Kulturwerk auch die Stadt Karlsruhe eingeladen hatte. So begrüßte neben Dr. Meier auch der Kulturreferent der Stadt Karlsruhe, Herr Dr. Michael Heck, die größer gewordene Zahl der Gäste, auch Besucher aus der Stadt. Er unterstrich, dass die Stadt Karlsruhe seit langem die "Residenz der karpatendeutschen Kultur" sei und er sich daher unter Freunden befinde.
Dr. Schmitt hielt die Laudatio auf den Künstler und Architekten Karl Stefan Kiraly, mit dem er schon viele Jahre im Vorstand des Kulturwerkes zusammenarbeite und befreundet sei. Er wies auf den Lebenslauf des Künstlers hin und machte darauf aufmerksam, dass Karl Kiraly schon früh begann und seine grafischen Darstellungen im Karpatendeutschen Museum und im "Großen Buch der Slowakei" von Hochberger zu sehen seien. In der Ausstellung sind nun insgesamt 70 Werke zu sehen, wobei sich die Vielseitigkeit des Künstlers darin zeigt, dass neben den mit spitzem Filzstift gezeigten grafischen Ansichten auch viele farbige Bilder in Tempera und als Aquarelle zu sehen sind, außerdem aus seiner früheren Zeit fünf Holzskulpturen und ein Selbstbildnis in Terrakotta. Zur Ausstellung wurde mit viel Liebe ein schöner Katalog geschaffen. Bei der anschließenden Führung durch die Ausstellung, die bis Mitte September in der Karlsburg besucht werden kann, konnte Karl Kiraly selbst zu den einzelnen Werken fachkundige Auskünfte geben.
Zu Beginn hatte der Vorsitzende, Herr Dr. Meier, hervorgehoben, dass es eine Besonderheit sei, wenn aus dem Vorstand des Karpatendeutschen Kulturwerkes gleich zwei Kulturschaffende ihre Werke vorstellen können.
Der Abend wurde im Festsaal der Karlsburg von den Sing- und Tanzgruppen, die aus der Slowakei zum Bundestreffen angereist waren, in einem bunten Kaleidoskop gestaltet. Die Vorführungen der karpatendeutschen Gruppen aus der Slowakei fanden viel Anklang, vor allem, weil auch die Teilnehmer der Kulturtagung zum gemeinsamen Singen von deutschen und slowakischen Liedern angeregt wurden. Die Vertreterin des Slowakischen Schulministeriums, Frau Dr. Marta Sikrova, wunderte sich, wie viel Gemeinsamkeiten bei dieser Tagung in Karlsruhe zu Tage traten.

 

Fortsetzung des Bundestreffens am 31. Mai 2003

Um 9:30 Uhr wurde das Treffen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Festhalle fortgesetzt. Gestaltet von unseren geistlichen Vorsitzenden, Pfarrer Andreas Metzl für das Hilfskomitee und dem Geistl. Rat Pfarrer Johann Kotschner für den Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken. Umrahmt und mitgestaltet wurde der Festgottesdienst durch Chöre und Trachtengruppen aus der Slowakei und Deutschland. Um 10:30 Uhr begann in der festlich geschmückten Halle in Karlsruhe der Festakt. Der Bundesvorsitzende Oskar Marczy begrüßte alle Landsleute aus nah und fern, die vielen Persönlichkeiten aus Politik und Verbänden sowie aus der Slowakei und dankte allen, dass sie der Einladung so zahlreich gefolgt sind. Der Oberbürgermeister der Patenstadt Karlsruhe, Heinz Fenrich, überbrachte als erster Grußworte. Hierbei hieß er alle Teilnehmer beim Treffen der Karpatendeutschen herzlich willkommen. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass so viele Persönlichkeiten und Gruppen vor allem auch aus der Slowakei und den USA angereist waren, um an diesem Treffen teilzunehmen. Es sei für ihn sichtbarer Beweis dafür, dass die Zusammenarbeit der Karpatendeutschen in Deutschland und den Bewohnern der Slowakei gut sei. Er betonte, dass die Karpatendeutschen Wegbereiter für die Aufnahme der Slowakei waren und sind. Er versprach die guten Beziehungen vor allem auch auf kulturellem Gebiet weiterhin zu fördern und wünschte dem weiteren Verlauf des Festes alles Gute. Danach übergab er das Wort an die Vertreterin des Schulministeriums in Preßburg, Frau Dr. Martha Sikrova. Sie dankte ebenfalls für die Einladung und lobte gleich zu Beginn die Freitags-Veranstaltung des Kulturwerkes. Sie sei überrascht, wie vielseitig die gemeinsamen Aktivitäten seien und wie die Karpatendeutschen und Slowaken miteinander umgingen. Sie wies auf den Deutsch-Unterricht in der Slowakei hin und ging auf die Probleme auf diesem Gebiet ein. Mit großer Freude bat Oskar Marczy jetzt die Vorsitzende des BdV, Frau Erika Steinbach, ans Mikrofon. Er sei sehr stolz darauf, sie beim Treffen unserer kleinen Landsmannschaft begrüßen zu können. Er wies auf ihre Aktivitäten im BdV hin und brachte seine Bewunderung darüber zum Ausdruck, wie sie in wirtschaftlich und politisch schwieriger Zeit ihre Arbeit für die Belange der Heimatvertriebenen bewältige. Frau Steinbach wünschte sich, dass mehrere ehemalige Vertreiberstaaten und Vertriebene zumindest so miteinander umgehen würden, wie Slowaken und Karpatendeutsche. Ein Nachbarstaat bereite ihr da besondere Schwierigkeiten. Die Slowakei wäre sicher noch kein Beitrittskandidat zur EU ohne die Karpatendeutschen. Sie warb auch hier, besonders aber beim Land Baden-Württemberg, für die Unterstützung bei der Erstellung des Denkmals für die deutschen Vertriebenen in Berlin. Nun erhielt Staatssekretär Heribert Rech von der baden-württembergischen Landesregierung das Wort. Oskar Marczy begrüßte ihn als gern gesehenen Gast bei uns. Er sei nicht das erste Mal in unserer Mitte, er würde die Belange der Heimatvertriebenen sehr ernst nehmen und in der Landesregierung hervorragend vertreten. Mit ihm käme im nächsten Jahr ein Schüleraustausch zwischen Baden-Württemberg und der Slowakei auf den Weg. Er hätte für die kulturellen Aufgaben der Vertriebenen viel Verständnis. Herr Rech hielt eine bemerkenswerte Festrede. Er wies erneut auf die Charta der Vertriebenen von 1950 hin, in der das Recht auf Heimat, aber auf Rache und Vergeltung zu verzichten festgeschrieben seien. Die Karpatendeutschen hätten als erste diese Gedanken umgesetzt und Brücken in die alte Heimat gebaut. Diese Brücken und Begegnungen haben am Ende nicht uns Europäer in die Heimat, sondern die Heimat nach Europa zurückgebracht. Auch er ist der Ansicht, dass das Ehrenmal für die Vertriebenen in Berlin entstehen muss und sagte die Unterstützung des Landes zu. Das Kulturgut der Vertriebenen muss erhalten bleiben. Er lobte Karlsruhe für die jahrzehntelange Unterstützung und Förderung des Karpatendeutschen Kulturgutes und des Heimatmuseums. Er begrüßte zum Schluss die Aufnahme der neuen Staaten, darunter auch die Slowakei, im nächsten Jahr in die EU. Herr Marczy dankte dem Staatssekretär und übereichte auch ihm das neue Buch. Der neue Vorsitzende des KdV in der Slowakei Dr. Ondrej Pöss dankte für die Einladung und versprach am Anfang seiner Laufbahn als Vorsitzender, sich für eine gute Zusammenarbeit aller Karpatendeutschen einzusetzen, und bat um Unterstützung aller in seinem neuen Amt und seinen teilweise schwierigen Aufgaben.
Nicht zu vergessen der Kooperationsvertrag zwischen der DJO Baden-Württemberg und den beiden Jugendorganisationen der Karpatendeutschen, der hier an diesem Tag geschlossen wurde. Der Festakt endete mit dem Dank des Bundesvorsitzenden an alle, die am Gelingen des Bundestreffens mitgewirkt haben, und dem Singen der Deutschen Nationalhymne.
Um 13:30 Uhr erfolgte die gut besuchte Ausstellung "Alte Karten der Slowakei" mit Dr. Pöss im Foyer. Um 14:00 Uhr gab es dann den gemeinsamen Auftakt zum Heimat- und Trachtenfest unter der Leitung von Rudolf Neverla und Ignatz Wolkober. Das Bläser-Quartett Wolkober, die Tanzgruppe des Hilfsbundes, die Tanzgruppe der Patenstadt Karlsruhe, die Singenden Omas aus Preßburg, der Chor Slatana aus Zeche, die Jugendtanzgruppe Metzenseifen, die Jugend-Singgruppe Hobgarten und eine Volkstanzgruppe der "Jugend 55", bei der drei Generationen mitwirkten (Großeltern, Eltern, Kinder) sowie den beiden Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle in Stuttgart, wechselten mit ihren Beiträgen einander ab. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.

 

Bei unserem Bundestreffen wurde zwischen den jugendlichen Vereinigungen folgender Vertrag abgeschlossen:

Kooperations-Vertrag

zwischen der DJO - Deutsche Jugend in Europa - und den Karpatendeutschen Jugendorganisationen IKeJA und KDJ.
Die beiden oben genannten Jugendorganisationen schließen einen Kooperations-Vertrag mit dem Ziel der gegenseitigen Hilfestellung und der Zusammenarbeit.

Diese Zusammenarbeit sollte umfassen:

  • einen gegenseitigen ständigen Informationsaustausch
  • einen jährlichen Besuch wechselseitig in der Slowakei und in Baden-Württemberg
  • Planung von gemeinsamen Veranstaltungen oder Fahrten
  • Austausch von Erfahrungen in der Jugendarbeit bei Aktionen und Projekten

Wir sind uns dessen bewusst, dass in einem neuen, vereinten Europa die Grenzen fallen und eine Zusammenarbeit erforderlich ist. Unterzeichnet am 31. Mai 2003 in der Patenstadt der Karpatendeutschen - Karlsruhe.
Der Vorsitzende der DJO - Deutsche Jugend in Europa Baden-Württemberg e. V. - Hartmut Liebscher
der Vorsitzende der IKeJA Jozef Herbulak und
der Vorsitzende der KDJ Slavomir Dzugas.