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Bundestreffen 2005

 

29. Karpatendeutsches Bundestreffen

am 28. und 29. Mai 2005 in Karlsruhe-Durlach

60 Jahre nach Kriegsende mit hohen Gästen aus der Slowakei

 

Am Samstag, dem 28.05.2005 um 9:30 Uhr begann das Treffen in Durlach mit einem ökumenischen Gottesdienst. Pfr. A. Metzl für die ev.-luth. Slowakeideutschen (Hilfskomitee) und Gl. Rat Pfr. J. Kotschner für die Karpatendt. Katholiken (Hilfsbund) gestalteten den festlichen Gottesdienst umrahmt von heimatlichen Trachten und musikalisch begleitet durch die Familie Rückschloss.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende Walther Greschner begrüßte die Ehrengäste und die zahlreichen Landsleute aus nah und fern, die teilweise bis aus Amerika und Kanada angereist waren. Danach bat er die Ehrengäste um ihre Grußworte. Dies waren Heinz Fenrich, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Prof. JUDr. Milan Cic. Dr.Sc.et Dr.h.c., Leiter der Kanzlei des Staatspräsidenten der Slowakischen Republik, Dr. Ondrej Pöss, Vorsitzender des KDV in der Slowakei. Den Festvortrag hielt Prof. JUDr. Milan Cic über "Geschichte und Gegenwart des Zusammenlebens Deutscher und Slowaken in der Slowakei", Leiter der Botschaft der Slowakischen Republik (siehe Leitartikel). Danach ergriff der Bundesvorsitzende, Oskar Marczy, das Wort und gab eine Erklärung der Karpatendeutschen ab:

 

Erklärung der karpatendeutschen Heimatvertriebenen

Vor 55 Jahren haben die Vertreter aller Landsmannschaften und Verbände der Heimatvertriebenen - also auch der Karpatendeutschen - bei einer Großkundgebung in Stuttgart in einer feierlichen Erklärung die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" verabschiedet.
In diesem "Grundgesetz der Vertriebenen" erklärten sie "ernst und heilig" den Verzicht auf Rache und Vergeltung.
Ihr Ziel war die Schaffung eines freien und geeinten Europas. Sie selbst versprachen, am Wiederaufbau Deutschlands und Europas teilzunehmen. Sie betonten das "Recht auf Heimat". Solange es nicht verwirklicht werden kann, wollten sie sich dennoch in den Wiederaufbau Europas einschalten.
Die karpatendeutschen Verbände stellen mit großer Freude fest, dass die damals utopisch erscheinenden Visionen heute weitgehend politische und gesellschaftliche Wirklichkeit geworden sind.
Zwischen den karpatendeutschen Vertriebenen und dem slowakischen Volk herrscht kein Hass, sondern das Bemühen um Versöhnung, Verstehen und Zusammenarbeit.

Diese Zusammenarbeit möchten wir an einigen Beispielen aufzeigen:

  1. Schon im Jahr 1990 hat ein hoher Vertreter des slowakischen Parlaments erste Kontakte zu den Karpatendeutschen in Stuttgart aufgenommen und in einer Erklärung den ersten Schritt zu einer Verständigung unternommen.
  2. Der Slowakische Nationalrat hat in einer Erklärung am 12. Februar 1991 die Vertreibung der Deutschen bedauert und die Hand zu einer Versöhnung ausgestreckt.
  3. Auf Einladung des damaligen Schulministers Dr. Slobodnik vereinbarten wir 1993 in Preßburg, den deutschen Sprachunterricht an einigen staatlichen Schulen der Slowakei einzuführen. Und zwar an fünf Grundschulen in den ehemaligen deutschen Sprachgebieten und an Gymnasien mit Deutsch-Diplom.
  4. Unsere beiden kirchlichen Organisationen, das Hilfskomitee für die ev.-luth. Slowakeideutschen e. V. und der Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken e. V., unterstützen schon seit Jahren viele Gemeinden in der alten Heimat bei der Erhaltung ihrer Gotteshäuser und halten freundschaftliche Verbindungen zwischen den Menschen.
  5. Das Karpatendeutsche Kulturwerk Slowakei e. V. bemüht sich in Karlsruhe mit dem Aufbau von Museum, Bibliothek und Archiv um die Sicherung und Bewahrung des karpatendeutschen Kulturerbes und will mit der Darstellung und Forschung die interkulturellen Beziehungen mit der Slowakei fördern.
  6. Unsere Patenstadt Karlsruhe hat mit Unterstützung des Karpatendeutschen Kulturwerks und Beteiligung slowakischer kultureller Institutionen die Europäischen Kulturtage 1993 durchgeführt.
  7. Das Kulturministerium der Slowakischen Republik unterstützt den 1990 gegründeten Karpatendeutschen Verein in der Slowakei bei Kulturveranstaltungen und der Herausgabe der Zeitschrift "Das Karpatenblatt".
  8. Die Regierung der Slowakischen Republik hat für ein Museum der Kultur der Karpatendeutschen ein historisches Gebäude in Preßburg/Bratislava saniert und übernahm die Personalkosten für die Einrichtung.
  9. Nicht unerwähnt dürfen die Ortsgemeinschaften bleiben, die in vielfältiger Weise die Heimatgemeinden ideell und finanziell unterstützt haben und auch heute noch tun.

Die Karpatendeutschen haben die Aufnahme der Slowakischen Republik in die Europäische Union unterstützt und freuen sich über die dadurch ermöglichten erleichterten Kontakte und die intensivere Zusammenarbeit.
Die Karpatendeutschen treten dafür ein, dass das "Recht auf Heimat" im geeinten Europa feste Verankerung findet. Jeder soll sein Leben in der angestammten oder gewählten Heimat, frei und ohne Ängste zu schüren, einrichten können.
Wir Karpatendeutschen wollen innerhalb Europas dem Frieden dienen und weiterhin Brückenbauer zu unserer "alten Heimat" sein.

Karlsruhe, den 28. Mai 2005

Oskar Marczy, Karpatendeutsche Landsmannschaft Slowakei
Pfr. Johann Kotschner, Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken
Pfr. Andreas Metzl und Dr. Emmerich Streck, Hilfskomitee für die ev.-luth. Slowakeideutschen
Priv. Doz. Dr. Jörg Meier, Karpatendeutsches Kulturwerk

 

Nach dem Mittagessen und einer Pause ging es im Programm um 14:00 Uhr mit dem Heimat- und Trachtenfest und dem Treffen der Ortsgemeinschaften weiter. Leiter war hier unser altbewährter Landsmann Ignatz Wolkober, Leiter der "Jugend 55", stellvertretender Vorsitzender des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken. Mitwirkende waren: Die Hauerländer Trachten- und Volkstanzgruppe des Hilfsbundes, die Oberstübner Trachten- und Tanzgruppe aus Mecklenburg-Vorpommern und die Familie Rückschloss.